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„Sternenkinder“: Trauergruppe für Eltern ermöglichen

Dieses Kind wird immer fehlen. Es hatte einen Namen, eine Stimme, einen Duft. Er war das erste Kind, ein kräftiger Junge, das größte Glück seiner Eltern. Doch nach nur zwölf Tagen hörte sein Herz auf zu schlagen. Für den Vater mag es ein inniges Bild gewesen sein. Seine Frau lag im Bett, das Kind im Arm war kurz eingenickt. „Aber als ich unseren Sohn in sein Bettchen legen wollte merkte ich, dass er auf nichts mehr reagierte“, erinnert sich der Vater. Heute, mehr als zwei Jahre später, hat das Paar offen mit unserer Autorin über die Situation sprechen können. Denn bei diesem ersten schweren Schlag sollte es nicht bleiben. Die Ärzte reanimierten das Kind, brachten es ins Krankenhaus. „Unser Sohn hat bis zur endgültigen Diagnose ‚Hirntod‘ und der damit verbundenen Einstellung der Therapie insgesamt 15 Tage dort gelegen.“ Also mussten sich die Eltern verabschieden. „Als die Maschinen abgestellt wurden, lag unser Sohn in meinen Armen. Mein Kind gehen zu lassen, war unendlich schwer“, sagt die Mutter. „Die Sternenkinder-Gruppe war uns eine sehr große Hilfe bei der Trauerbewältigung.“

Trotz Verzweiflung und Trauer neuen Mut schöpfen

Es folgten Ratlosigkeit und Trauer, Schmerz und Verzweiflung. Die Eltern beerdigten ihren Sohn – und blieben alleine zurück. „Schon im Krankenhaus haben wir die Kontaktadresse der Sternenkinder‘ an der Essener Uniklinik bekommen“, sagt die Mutter. „Und nachdem die erste Benommenheit vorüber war, entschloss ich mich, Kontakt zur Elternberatung „Frühstart“/Bunter Kreis am UK Essen, dem die ‚Sternenkinder‘ angeschlossen sind, aufzunehmen.“ Die „Sternenkinder“, das sind monatliche Gruppentreffen für Eltern, die eine Totgeburt oder das Versterben ihres sehr kleinen Kindes erleben mussten. Hier wird nichts beschönigt, im Gegenteil: „Unser Leitsatz ist: Alles, was ist, darf sein. Manche Eltern kommen und gehen, ohne bei den Treffen ein Wort zu sagen. Andere reden und weinen viel“, sagt die Kinderkrankenschwester Ute Kastrup, die gemeinsam mit der Psychoonkologin Monika Raue die Treffen leitet. Beide Frauen sind ausgebildete Trauerbegleiterinnen und wissen, dass sie keine Antworten finden können. Doch sie können zuhören, Trauer annehmen, immer wieder sagen: Ja, es ist normal, dass plötzlich nichts mehr normal ist, dass Zweifel den Alltag begleiten, dass Eltern so sehr leiden, dass sie dahinter eine psychische Erkrankung fürchten, die ihnen für immer bleibt. Was helfe, sei die Gruppe, in der man Schmerz nicht erklären müsse und in der die verstorbenen Kinder einen Platz finden.

Ein Stern, ein Licht für jedes Sternenkind

„Viele Eltern warten regelrecht darauf, dass die Gruppe sich wieder trifft“, sagen Ute Kastrup und Monika Raue. Eingangs entzünden die Eltern eine Kerze, legen dazu einen Holzstern mit dem Namen des verstorbenen Kindes in die Mitte des Stuhlkreises. Ein Platz für die Kinder, für Gespräche und Gedanken über sie. „Anfangs war ich skeptisch, ob die Gruppe das Richtige für uns ist“, sagt der Vater. Doch dann öffnete er sich. „In meinem Umfeld sind viele davon ausgegangen, dass ich damit klarkomme und haben immer nur gefragt: ,Wie geht es deiner Frau damit?‘.“ Dabei war auch er so ratlos wie sie. „Ich habe in meinem Umfeld viel geredet“, erklärt die Mutter. Irgendwann reagierte ihr Umfeld jedoch mit Unverständnis. „Viele Eltern bekommen zu hören: ,Jetzt ist es doch schon ein Jahr her, da muss es doch mal gut sein‘ oder ,Ihr seid noch jung, ihr könnt andere Kinder haben‘“, wissen die Trauerbegleiterinnen der „Sternenkinder“- Gruppe. In der Gruppe sei das anders: Reden dürfen, sich angenommen und verstanden fühlen in Schmerz und Trauer, Elternteile und Paare kennenlernen, die ähnliches Leid erfahren und gelernt haben, damit zu leben. „Es hat uns Mut gemacht, das zu sehen.“ Hinzu kamen Trost und Beistand durch die qualifizierten Trauerbegleiterinnen. „Das war der richtige Weg für uns.“

Die „Sternenkinder“-Gruppe: ein wichtiges Angebot für die Region

Als Krankenhaus der Maximalversorgung ist das Universitätsklinikum Essen häufig Anlaufstelle für Risikoschwangerschaften. So entwickelte das UK Essen das Projekt Elternberatung „Frühstart“/ Bunter Kreis, das Eltern in einem bundesweit einzigartigen Betreuungskonzept bereits in der Risikoschwangerschaft begleitet, während des Krankenhausaufenthalts betreut und die häusliche Nachsorge für kranke Kinder steuert. Diesem umfassenden Konzept fügte das UK Essen im Jahr 2009 die „Sternenkinder“-Gruppe für verwaiste Eltern von Säuglingen und Totgeborenen hinzu. Entsprechende Angebote gab und gibt es bis heute in der Region kaum, weswegen zahlreiche Krankenhäuser hinterbliebene Eltern in die Obhut der „Sternenkinder“- Gruppe von Ute Kastrup und Monika Raue vermitteln.

Monatlich trifft sich die „Sternenkinder“-Gruppe im „Haus unter dem Sternenzelt“. Ohne den Beistand und das Beispiel anderer Betroffener und die professionelle Trauerbegleitung durch die Mitarbeiterinnen des Universitätsklinikums Essen, wäre die Verarbeitung des Geschehenen für viele Eltern kaum zu bewältigen. „Gerade weil viele Eltern nur wenige, kurze Erinnerungen an ihre Kinder haben, ist es wichtig, dass sie diese Erinnerungen ausleben und mitteilen dürfen“, sagt Ute Kastrup. Doch so immens wichtig die Gruppe für hinterbliebene Eltern ist – das Gesundheitssystem sieht hierfür keine finanziellen Mittel vor. So werden die „Sternenkinder“ unter dem Dach der Elternberatung „Frühstart“/Bunter Kreis am UK Essen einzig über die Zuwendungen unserer Spenderinnen und Spender getragen.

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